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Angela Davis
26. Januar 1944

in der Ausstellung female power
laim_up 8.3. – 28.4.2024

Angela Davis ist eine amerikanische Bürger*innen- und Frauenrechtskämpferin, die sich gegen Armut, für Frieden, die Reform des amerikanischen Gesundheits- und Gefängnissystems engagiert.  In den 1970er Jahren erregte sie durch ihre Verhaftung und den anschließenden Prozess wegen Verschwörung, Kidnapping und Mordes öffentliches Aufsehen. Sie war in einen Fall verwickelt, der sie für 16 Monate ins Gefängnis brachte und weltweit bekannt machte. Die “Free-Angela”-Bewegung wurde zum internationalen Symbol für den Missbrauch der Justiz gegenüber Minderheiten. Davis wurde 1972 freigesprochen und blickt inzwischen auf eine langjährige Karriere als Professorin und engagierte Aktivistin zurück, die im Interesse der sozial und politisch Unterdrückten einschneidende Veränderung und wissenschaftlich die Notwendigkeit intersektionaler Analysen fordert.
Angela Davis wuchs als ältestes Kind von Eltern, die beide studiert hatten, in einem rassengetrenntem Stadtteil in Birmingham Alabama auf, wo Bombenanschläge des Ku Klux Klan, einer gewalttätigen rassistischen Organisation, so häufig waren, dass er “Dynamite Hill” genannt wurde. Ihre Großmutter vermittelte ihr ein starkes Bewusstsein ihrer Identität als Afroamerikanerin, und mit der unerschrockenen, politisch engagierten Mutter nahm sie in Birmingham an verschiedensten Bürger*innenrechtsveranstaltungen und –demonstrationen teil. Als Angela eine integrierte Schüler*innenorganisation mit Weißen und Schwarzen gründen wollte, wurde die Gruppe von der Polizei zuerst drangsaliert, dann aufgelöst.
1956 erhielt Angela Davis ein Stipendium für eine fortschrittliche Privatschule in New York und erlebte zum ersten Mal eine integriertere Gesellschaft. Später studierte sie (wieder mit Hilfe eines Stipendiums) als eine der wenigen Schwarzen an der Brandeis-Universität in Massachusetts und machte 1965 ihren Abschluß in französischer Literatur magna cum laude. Ein weiteres Stipendium führte sie 1963-64 an die Sorbonne und 1965-67 zum Studium der politischen Philosophie nach Frankfurt. 1967 kehrte sie in die USA zurück und machte an der Universität von Kalifornien in San Diego bei Marcuse ihren Magister in Philosophie. 1969 begann sie als Assistant Professorin an der UCLA zu lehren.
Angela Davis hatte sich bereits als Studentin in San Diego der SNCC (Student Nonviolent Coordinating Committee) und den Black Panthers angeschlossen. Da ihr aber der Chauvinismus dieser männerdominierten Organisationen nicht gefiel, engagierte sie sich als Mitglied des Che-Lumumba-Clubs, einer schwarzen Fraktion der Kommunistischen Partei in Los Angeles. Wegen dieser KP-Zugehörigkeit wurde sie trotz ihres hohen Ansehens als objektive und beliebte Professorin 1969 vom kalifornischen Universitätsaufsichtsrat und von Gouverneur Ronald Reagan gefeuert. Ein Gerichtsbeschluss setzte sie zwar nach Protesten von Studierenden, Lehr- und Verwaltungspersonal ihrer Uni wieder ein, aber ihr Vertrag wurde im darauffolgenden Jahr vom Staat nicht verlängert.
In dieser Zeit engagierte sie sich für drei Gefangene im Soledad-Gefängnis, die eine marxistische Gruppe unter den Gefangenen organisieren wollten und die von den Wächtern oft misshandelt wurden. Davis fing an, Proteste zu organisieren, Geld für ihre Verteidigung zu sammeln, und für ihre Freilassung öffentliche Reden zu halten. Nach Morddrohungen hatte auch sie sich – wie in den USA üblich – zum Schutz Schusswaffen gekauft. Diese Waffen wurden 1970 von dem Bruder eines der Gefangenen in einem dramatischen Befreiungsversuch aus einem Gerichtssaal eingesetzt, wobei auch ein Richter ums Leben kam. Als Besitzerin der Waffen war Angela Davis in den Fall verwickelt. Sie floh und kam auf die FBI-Liste der “10 Most Wanted” Personen in den USA. Als sie in New York aufgespürt wurde, kam sie für über ein Jahr in Untersuchungshaft. Währenddessen bildete sich eine riesige, weltweite “Free-Angela”-Bewegung, die für ihre Freilassung und gegen den Machtmissbrauch des Justizsystems protestierte. Berühmte Musiker*innen, wie John Lennon und Yoko Ono, die Rolling Stones und Franz Josef Degenhardt widmeten ihr Songs.
1972 sprach das Gericht sie in allen Punkten der Anklage frei.
1980 und 1984 kandidierte Angela Davis als Kommunistin für das Amt der Vize-Präsidentin der USA. 1992 wurde sie Professorin für History of Consciousness an der University of California in Santa Cruz. Davis gründete die National Alliance Against Racist and Political Oppression (Nationaler Verband gegen rassistische und politische Unterdrückung), eine Weiterentwicklung der “Free-Angela”-Bewegung. Seit Mitte der 80er ist sie Mitglied im National Political Congress of Black Women und sitzt im Vorstand des National Black Women’s Health Project. 1991 trat sie aus der kommunistischen Partei aus und ist jetzt Vorstandsmitglied der Committees of Correspondence for Democracy and Socialism. 1997 hat sie sich als lesbisch geoutet.
National wie international ist Angela Davis eine geachtete Denkerin und Aktivistin: ob in Sachen Frauenrechte, Frieden und Abrüstung, Arbeitsbedingungen, Gesundheitswesen oder Abschaffung von Gefängnissen. Immer betont Davis die Notwendigkeit eines sozialen Wandels, der politisch basierte Bündnisse erfordert, die über alle Rassenunterschiede hinausgeht und Unterschiede in den Bereichen Klasse, Gender, Kultur und sexuelle Orientierung einbezieht.
Ein wichtiges Thema in ihrer Forschungsarbeit war immer die Beschäftigung mit der Lebenssituation Schwarzer Frauen. In den Genderstudies wird ihr 1981 erschienenes Buch Women, Race and Class zurecht als ein Pionierwerk der Intersektionalitätsdebatte betrachtet, ….. Darin beschäftigt sie sich mit den historischen Wurzeln Schwarzer Weiblichkeit, z. B. mit der erzwungenen Geschlechtertrennung in der Sklavenhaltergesellschaft, sowie mit den Gemeinsamkeiten und Unterschieden zwischen weißen und Schwarzen Frauen in Bezug auf ihre Haltung zum Feminismus und zur Bedeutung von Befreiung und Emanzipation. Wichtig ist ihr dabei, nicht nur ‚Race‘, sondern auch die Kategorie ‚Klasse‘ miteinzubeziehen“ (Helma Lutz, Goethe Universität Frankfurt)
Quellen: https://www.fembio.org/biographie.php/frau/biographie/angela-davis/
https://cgc.uni-frankfurt.de/aktuelles/2024-01-26/rosen-fuer-angela-davis-philosophin-und-aktivistin